Der WiesenObst e.V. hat. sich die Erhaltung der extensiv bewirtschafteten schwäbischen Streuobstwiesen zum Ziel gesetzt hat. Eine besondere Bedeutung haben dabei die alten Obstsorten, denn sie sind besonders wertvoll für die Verarbeitung. Mit ihrem hohen Gerbstoffgehalt eignen sie sich hervorragend für Fruchtsäfte und Obstweine.
Es gibt aber auch zahlreiche Menschen, die sich ältere Sorten als Tafelobst wünschen, sei es aus der Erinnerung an die Kindheit oder weil sie einen ganz besonderen Geschmack haben. Verschiedene alte Sorten haben nicht mehr ihren ursprünglichen Geschmack, wenn sie auf schwachwachsenden Unterlagen stehen. Besonders auffallend ist es bei der beliebten Goldparamäne oder auch bei der Gewürzluiken. Solche Sorten könnten in kleinerem Umfang interessant für den Hochstammanbau sein. Andere ältere Sorten eignen besonders als Wirtschaftsobst , z. B. Herstellung von Kompott oder Kuchenbelag.
Um bessere Kenntnisse über die alten Obstsorten, ihre Eigenschaften, ihre Verwertungsmöglichkeiten aber auch die Anforderung an den Standort zu bekommen, sollen 50 Apfel- und 50 Birnensorten vorgestellt werden.
Die Auswahl der Sorten erfolgte nach folgenden Kriterien:
Eignung für den Streuobstbau: – Wuchs – Robustheit
Die Beschreibung der Sorten orientiert sich an der Sortenbeschreibung in Farbatlas alte Obstsorten. Auf die genaue pomologische Beschreibung wird aber verzichtet, dafür wird mehr auf die Sorteneigenschaften wie Fruchtgröße, Geschmack und Inhaltsstoffe und Baumeigenschaften bzw. -ansprüche eingegangen.
Die Größeneinteilung kann nach den Fruchtmaßen Höhe oder Länge (L) und dem Durchmesser, der sich aus Breite (B) und Dicke (D) ergibt, in Verbindung mit dem Gewicht erfolgen. Die Abgrenzung zwischen den einzelnen Größenklassen ergibt sich aus Tab. 1
Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Zucker und Säure, die auch relativ einfach erfasst werden können. So wird bei den meisten Sorten der Zuckergehalt angegeben und zwar der Schwankungsbereich in Grad Oechsle und die Durchschnittswerte in Prozent Brix. Von Interesse ist auch der Säuregehalt der Frucht. Die Werte wurden beim Apfel vor allem aus dem Obstsorten Atlas übernommen. Die Werte bei Birnen stammen aus eigenen Untersuchungen. Werte über Inhaltstoffe sind allerdings nicht bei allen Sorten vorhanden.
Es gibt immer wieder Probleme bei dem Begriff Fruchtreife. Dabei muss unterschieden werden zwischen Pflückreife und Genussreife. Bei frühreifen Sorten sind nur wenige Unterschiede zwischen Pflück- und Genussreife. Bei spätreifen Sorten können einige Wochen oder Monate dazwischen. Da Most -obst in der Regel nicht gepflückt sondern geschüttelt wird oder alleine abfällt, wird der Begriff Schüttelreife verwendet.
Die Haltbarkeit der Sorten, also die Lagereigenschaften, hängen von der Art der Lagerung ab. Die angegeben Daten beziehen sich auf das Naturlager. Die Lagereigenschaften hängen von zahlreichen Faktoren ab. Eine immer größere Bedeutung haben dabei die Temperaturen im Sommer und Herbst. Sind diese relativ hoch, kann die Lagerzeit deutlich niedriger als angegeben sein.