Feste feiern wo die Bioäpfel fallen

Gelegentlich erkennt man Streuobstwiesenbesitzer sobald sie die Haustür öffnen. Anfang Juli stehen im Hausflur von Familie Fink mehrere große Körbe mit wunderschönen, hell grünen, leicht matten, frisch geernteten Frühäpfeln.

Die Obstwiese, von der sie stammen, ist schon lange im Familienbesitz. Finks Urgroßeltern hatten einen Hof in Bad Boll, den, der Tradition entsprechend, der älteste Sohn übernahm. Die übrigen Geschwister wurden abgefunden – zum Beispiel mit einer Streuobstwiese. Eckhard Finks Großvater pflanzte Zwetschgen und verschiedene Apfelsorten für Obstbrände an, Klaräpfel zum sofort essen, dazu Kirschen und ein Nussbaum. Inzwischen gibt es auch Birnbäume, Boskop, Glockenapfel, Berlepsch, Topaz und einen Rosenapfel.

Derzeit ist beim Betreten der Wiese Vorsicht geboten: ein Elektrozaun sorgt dafür, dass die Schafe nicht ausbüxen. Ein Nachbar bringt sie regelmäßig für eine bestimmte Zeit auf der Wiese unter, damit sie das Gras abweiden können, aber inzwischen besteht seine Herde nur noch aus wenigen Tieren, die es sich an diesem sonnigen Julinachmittag unter einem Baum bequem gemacht haben und mit Schlafen und Wiederkäuen beschäftigt sind.

Beim Weiden sind sie keineswegs schwäbisch gründlich, sie fressen nur was ihnen schmeckt, und Eckhard Fink oder einer der Söhne müssen dann doch noch mähen, bevor die Obsternte wirklich beginnt. Äpfel und Birnen aus kniehohem Gras zu klauben ist kein Vergnügen. Und die Streuobstwiese soll auch Spaß machen; für die Finks hat das nicht nur mit Baumschneiden und Ernten zu tun. Ein Baumstumpf wurde zur Feuerstelle umfunktioniert, ein idealer Platz für Familienfeste – oder um sich mit etwas Distanz zu den Eltern mit Freunden zu treffen und zu feiern, wirft Sohn Jonas ein.

Gemeinsam ‚im Stückle‘ zu arbeiten, gehörte für Eckhard Fink und seine Frau Inge von Anfang an dazu. Beide waren 20 als sie sich kennenlernten. ‚Wir gehören zur Generation, die von Rachel Carson und ihrem Buch ‚Stummer Frühling‘ geprägt wurde‘ erzählt Inge Fink, und natürlich hätten sie die Bücher von John Seymour gelesen: ‚Leben auf dem Lande‘ und ‚Selbstversorgung aus dem Garten‘. ‚In der Freizeit mit dem Freund Äpfel aufzulesen war selbstverständlich‘. In vieler Hinsicht sind sie diesem Lebensstil treu geblieben – eine Solaranlage auf dem Dach sorgt für umweltfreundliche Energie, eine Zisterne hilft Wasser zu sparen, und im Garten gibt es Obstbäume, Beerensträucher, und in (rückenfreundlichen) Hochbeeten wachsen Gemüse, Tomaten und Kräuter.

Aber weder ein Garten noch eine Streuobstwiese pflegen sich von alleine. Als die Kinder erwachsen wurden gab es eine ausführliche Familiendiskussion in der Inge und Eckhard Fink die offene Frage stellten: wollt ihr die WiesenObst Fläche behalten? Die Kinder mussten nicht lange überlegen, die Streuobstwiese ist allen wichtig und natürlich muss sie erhalten bleiben.

Einen Teil des Obsts, etwa eine Tonne, verbraucht die Familie selbst, es wird frisch gegessen, Inge Fink nutzt es zum Kochen, Backen und um ihren eigenen Obstessig zu machen. Und es gibt Most, den die Finks über ein Druckgärverfahren selbst herstellen: wenn aus dem Tank Saft entnommen wird kommt etwas Luft hinein und ein Gärprozess setzt ein. Die Überschüsse liefern die Finks an Boller, einen Teil nehmen sie als Saft zurück, praktisch verpackt in 10l Container mit Zapfhahn.

 

Die Finks haben nie Herbizide oder chemische Dünger eingesetzt, biozertifiziert sind sie jedoch erst seit 2007 über Boller. ‚Bioobst wird gut bezahlt‘, sagt Inge Fink, ‚es gibt Bedarf, und solches Obst lässt man einfach nicht liegen‘. In Jahren, in denen die Bäume viele Früchte tragen, lohnt sich die Zertifizierung finanziell.

Beim WiesenObst setzt jeder in der Familie einen anderen Akzent. Jonas Fink hat von seinem Bruder – er ist Landschaftsgärtner –  gelernt, Bäume richtig zu schneiden und seitdem interessieren ihn alle technischen Aspekte der Baumpflege. Und für Eckhard Fink ist das aller wichtigste die Sortenvielfalt. Was kann es besseres geben als das ganze Jahr über ganz unterschiedliche Äpfel essen zu können? Die Frühäpfel im Hausflur sind der Auftakt der neuen Saison.

garantierte herkunft / tief verwurzelt / echter geschmack