Der Herbst war für Tobias Buchele schon als Kind die schönste Zeit des Jahres. Von August bis Ende Oktober, manchmal bis in den November hinein, liefern Stücklesbesitzer ihr Obst bei der Mosterei in Erbach ab. Zusammen mit seinem Bruder habe er schon als kleiner Junge die Trestertücher ausgepackt, erzählt Buchele. ‚Ich bin mit und in der Mosterei aufgewachsen und wusste immer, dass ich das einmal übernehmen will‘. Most pressen ist ein saisonales Geschäft. Wie auch sein Vater betreibt Tobias Buchele Presse und Abfüllung im Nebenerwerb. Hauptberuflich arbeitet der gelernte Elektrotechniker in einem Unternehmen in Ringingen. Und gleich gegenüber steht in einer großen Halle die nagelneue Abfüllanlage der Bucheles. ‚Von der 0,2l Flaschen bis hin zum 5l Partyfass können wir hier alles abfüllen, auch Getränke mit Kohlensäure‘. Eine WiesenObst Schorle soll es geben, dazu Johannisbeer- und Apfel-Quitten Schorle. Aber auch andere kleine Unternehmen haben Bedarf für Lohnabfüllung angemeldet: ein Cider- Hersteller, Brauereien, und sein Freund, der für ihn 1 Liter Flaschen abfüllt und größere Saftmengen lagert. In Zukunft wird ihm Buchele mit kleinen Flaschengrößen und kohlensäurehaltigen Getränken aushelfen.
Die Mosterei ist heute in der dritten Generation. Vater Willi Buchele hatte nach der Übernahme der Mosterei einen Getränkemarkt aufgebaut der zusammen mit seiner Frau geführt wurde, während er hauptberuflich Kegel- und Bowlingbahnen einrichtete. Als seine Mutter schwer erkrankte übernahm Tobias Buchele den Betrieb um seine Eltern zu entlasten. Der Getränkemarkt wurde geschlossen, die Bucheles beliefern Getränkemärkte, Rewe und Edeka Supermärkte in der Region, Gastronomiebetriebe und Hofläden. 2022 machte Buchele eine Ausbildung als Fruchtsaftsommelier. Er lernte Säfte zu kombinieren und zu schmecken, ob die Mischung stimmt oder ob Säure oder herbe Tanninnoten fehlen. Mit der neuen Abfüllanlage hofft er, dass der Betrieb sich dadurch nochmals vergrößern wird. Schon jetzt hat er vier Teilzeitmitarbeiter, im Herbst sind es bis zu 14. Und die Geschwister helfen weiterhin mit wann immer sie können.
Wollte er wirklich sein ganzes Leben auf der Alb verbringen? Das war die Frage, die sich der heute 37-jährige in seinen 20igern stellte. Die Ausbildung zum Elektrotechniker brachte ihn nach Heidelberg, ‚da habe ich noch immer viele gute Freunde‘, sagt Buchele. Anschließend reiste er für sechs Monate durch Australien und Neuseeland und danach stand fest: seine Wurzeln sind auf der Alb, seine Familie und die Menschen in der Region stehen im Zentrum dessen was er tut. Und deshalb ist für ihn noch immer der Herbst die schönste Zeit des Jahres, wenn die Stücklesbesitzer nach Erbach kommen, um WiesenObst anzuliefern. ‚Viele, die ich schon als Kind kannte, kommen heute mit ihrer ganzen Familie und ihren Kindern‘, sagt Buchele. Anders als andere Mostereien nimmt er auch Kleinstmengen an, 50kg ist die Mindestmenge, andernorts geht nichts unter 100kg oder 150kg. ‚Mir ist wichtig, dass auch eine Familie, die ein oder zwei Bäume hat, das Obst bringen und Saft mit nach Hause nehmen kann‘.
Ein paar Anlieferer bringen, verteilt über die Erntesaison, 15 bis 20 Tonnen Obst, aber alle können den eigenen frischen Saft gleich mit nach Hause nehmen: das Obst wird in die Anlage gesäubert, gepresst und sofort in einen ‚bag in box‘ Behälter gefüllt. In 15 bis 20 Minute werden aus 50kg WiesenObst 30 bis 35 Liter Saft. Die Wartezeit lässt sich bestens nutzen um alte Bekannte zu treffen und Neuigkeiten auszutauschen. Und natürlich sind auch Bucheles Kinder, der achtjährige Maximilian und der dreijährige Elias beim Pressen schon mit dabei.
Seit vier Jahren hofft Tobias Buchele eine Obstwiese zurückkaufen zu können die noch immer als ‚Bucheles Wiese’ bekannt ist. Als sein Großvater seien Landwirtschaft aufgeben musste wurden alle Ackerflächen und Wiesen verkauft. Inzwischen wird das Obst von Schulkindern geerntet und von Buchele zu Saft gepresst, den die Kinder natürlich trinken können. Daran würde sich nichts ändern, wenn er die Wiese zurück bekäme, sagt er, aber die ‚Bucheles Wiese’ gehört einfach in die Familie.
Region und Regionalität sind ihm extrem wichtig. WiesenObst Bäume prägen die Landschaft nicht nur am Rande der Alb, sondern auch auf der Hochfläche. ‚Für die Baumwiesen bei uns wird viel zu wenig getan‘, sagt Buchele, für den dieses Manko eines der Hauptbeweggründe war, WiesenObst Mitglied zu werden. Im Wettbewerb um den Titel ‚beste Mosterei‘ im Sendegebiet platzierten die Hörer des Radiosenders Donau 3 FM die Mosterei Buchele auf Platz zwei. Darauf ist Tobias Buchele stolz. Er möchte den Obstanlieferen in Zukunft nicht nur hervorragenden Service bieten, sondern auch ein bisschen mehr Geld für WiesenObst Äpfel und Birnen, die aus Stücklesbesitzern Bekannte und Freunde machen.