Stephan Pöhler – Kreativ-Tornado Ausmländle

Für einen Besuch in der Essig-Manufaktur ‚im Alten Lager‘ bei Münsingen und eine Unterhaltung mit Stehpan Pöhler sollte man fit und ausgeschlafen sein. Groß, kräftig und mit einem strahlenden Lächeln verbreitet er gute Laune und vor allem Energie. Im Gespräch hört er aufmerksam zu, aber auch das Geschehen an der Peripherie nimmt er wahr, leicht geben Assoziationen seinen Gedanken eine neue Wendung und schon ist eine Idee geboren.

Das ‚albgut – Altes Lager‘ im Biosphärengebiet am Ortsrand von Münsingen hat eine wechselhafte Geschichte. Die in exakten Reihen angelegten, langgestreckten, einstöckige Ziegelgebäude wurden 1895 als Unterbringung für Offiziere und Mannschaft des XIII Königlich Württembergischen Armeekorps angelegt. Das heutige Biosphärengebiet wurde bis 2005 als Truppenübungsplatz genutzt. 2015 übernahm die albgut GmbH das Alte Lager, das mit seinen Läden und einer Reihe von Manufakturen inzwischen ein beliebtes Ausflugs- und Einkaufsziel geworden ist.

Stephan Pöhler stammt aus Münsingen, und die Alblandschaft, das Ländle mit all seinen Eigenheiten, war ihm stets wichtig. Und gutes Essen natürlich.

WiesenObst gehört zum Ländle genau wie Wacholder und Kümmel oder Linsen und Spätzle. Und zu Linsen braucht es natürlich einen guten Essig. Apfelessig aus WiesenObst gehörte zu Pöhlers ersten Kreationen. Inzwischen gibt es dutzende verschiedener Essige, die Palette reicht von mild-süß, bis zu würzig, kräuterig, scharf und exotisch-ausgefallen. Apfel-Birnen-, Kräuter- und Chili-Essig mögen zu den bekannten Sorten gehören, aber Kirsch- und Kaffee Essig? Beide übrigens hervorragend… und zu testen an der Essig-Bar, dem Blickfang für jeden Besucher, der die Räume von Ausmländle betritt.

Stephan Pöhler steht vor einem Albsamico Banner

Hinter der hölzernen Theke stehen die Essige in schlanken, kleinen und größeren Glasflaschen – nicht jeder Rohstoff, den Pöhler verwendet, ist jederzeit und in ausreichenden Mengen zu bekommen. Manche Essige sind saisonale Produkte, andere rar und deshalb in kleinen Flaschen mit Korkverschluss abgefüllt. Die Palette reicht von leicht flüssigen Essigen in hellem Gelb und Bernsteintönen bis hin zu dickflüssigem, dunklen Essig-‚Sirup‘ der über mehrere Jahre in Holzfässern gereift ist und wie ein edler Balsamico seinen Geschmack schon in ganz kleinen Mengen entfaltet. Alle diese Essige verdanken ihre Existenz Essigsäurebakterien oder der ‚Essigmutter‘ die in einem großen Glasbehälter auf der Theke ruht.

Die Vielfalt der Essigsorten war Pöhlers Ausgangpunkt für eine Fülle anderer Ideen. Wer Essig nutzt braucht auch Öl, und damit kann man Pesto herstellen – mit Basilikum und natürlich auch mit Albkräutern. Und wenn es denn schon Albkümmel gibt, warum dann nicht Gewürzmischungen herstellen – zum Beispiel für Bratkartoffeln? Oder die ‚Waldduft‘-Mischung zum Marinieren von Fleisch mit Brennnesseln, Tannennadeln, Bärlauch und Ysop?

Produkte anderer schwäbischer Manufakturen und Produzenten vervollständigen das Ausmländle Sortiment.

Öle und Essige aus dem Sortiment von Ausemländle
Braune Strickweste mit Bestickung des Ausemländle Logos

WiesenObst spielt nicht nur beim Essig eine zentrale Rolle. Die Mitgliedschaft im WiesenObst.e.V. hat ihn auf eine ganz andere Idee gebracht: warum nur die Früchte nutzen und nicht auch das Holz von WiesenObst Bäumen, die aus irgendeinem Grund gefällt werden mussten? Bei Ausmländle gibt es inzwischen nicht nur Frühstücksbrettchen aus WiesenObst-Holz, sondern auch Messer mit WiesenObst-Holzgriffen.

Die Produktionsräume der Manufaktur grenzen direkt an den Laden an. Ganz am Ende des langen Gangs kommt man auf eine kleine überdachte Veranda mit einer gemütlichen Sitzecke und einem großen Grill. Hier werden Besuchergruppen verköstigt und nach Feierabend kommen im Sommer Familie und Freunde vorbei. Dann steht Stephan Pöhler gern am Grill – wo sonst hätte er Zeit und Muße Rezepturen zu testen und seine Gedanken von einer Idee zur nächsten springen zu lassen?

Autor: Marianne Landzettel
Fotos: Dr. Martin Kunz

garantierte herkunft / tief verwurzelt / echter geschmack